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“Ich hab dir doch gesagt du sollst die Sprache lernen!”

27. September von Kathrin | Einsortiert unter Freunde.

Auswander-Shows wie “Goodbye Deutschland“, “Mein neues Leben” oder “Mein neuer Job” haben schon seit einiger Zeit Hoch-Konjunktur. Und natürlich schauen wir liebend gerne dabei zu, wie sich die Protagonisten “ihren Traum vom Auswandern erfüllen” – und das nicht nur weil wir gerade in der gleichen Situation sind.

Das ein Umzug ins Ausland mit viel Stress verbunden ist, erfahren wir ja gerade am eigenen Leib. Besonders schwierig wird der Start in ein neues Leben jedoch, wenn man weder die Landessprache spricht (kein Thema) noch einen Job in Aussicht hat (einen haben wir!) und mit einem – sagen wir mal – sehr überschaubaren Budget (ist relativ) das neue Leben beginnt!

Zu Hause auf dem Sofa kann man gut darüber lachen, wenn einige der Auswanderer in der neuen Heimat völlig überrascht sind von den hohen Mieten in Skandinavien oder der Tatsache, dass man in Texas keine Autoteile verkaufen darf – und damit der geplante Autoteile-Handel noch vor der Eröffnung vor dem Aus steht. Da heißt es dann “umdenken”, und plötzlich werden Arbeiten angenommen, die noch unter dem Niveau der Tätigkeiten liegen, wegen denen man Deutschland überhaupt erst verlassen hat – so schnell ändert sich die Perspektive!

Gar nicht so lustig finden wir hingegen, wenn sich Eltern im Vorfeld so gar nicht über das Bildungssystem informiert haben und ihre fünfjährige Tochter ohne Sprachkenntnisse im Kindergarten anmelden wollen – obwohl sie doch dort schon seit einem Jahr auf die Schule gehen müsste.

Trotzdem dachten wir vor einigen Wochen, es wäre eine spannende Idee, wenn wir uns ebenfalls bei einer dieser Shows bewerben um unseren Umzug nach San Francisco zu dokumentieren. Und siehe da, schon nach kurzer Zeit meldete sich eine Redakteurin, die Interesse “an unserer Geschichte” hatte – also haben wir uns zu einem Telefonat einige Tage später verabredet.

Nachdem ich ihr unsere Situation geschildert hatte, legte Sabine (sie wollte sich unbedingt duzen) mit ihren Fragen los. Allerdings habe ich bei mindestens jeder zweiten Frage gedacht: “Pff, das geht dich überhaupt nichts an!” Die Fragen wurden immer persönlicher und ich hatte den Eindruck, dass sie (jetzt schon) nach Konflikten und Schwierigkeiten suchen würde, welche man dann später in der Sendung entsprechend ausschlachten kann. Ich sah vor mir schon die Bilder, wie wir die ersten Tage in San Francisco verbringen und uns wegen irgendwelcher Formulare etc. in die Haare bekommen – während die Stimme aus dem OFF tönt: “Tja, liegt es vielleicht daran, dass sich das junge Paar nocht nicht sooo lange kennt? Oder daran, dass das Budget der Beiden vielleicht doch etwas knapp war?

Also habe ich angefangen ausweichend zu antworten oder nicht ganz so wahrheitsgemäß zu antworten – keine wirklich gesunde Grundlage..?!

Später hat sie mir auch noch erklärt, wie die Sache abläuft: Im Vorfeld gibt es eine kurze Vorstellung vor der Kamera und die Redaktion entscheidet dann, ob wir genommen werden. Es ginge darum, dass einige Menschen die Sprache verlieren, wenn eine Kamera dabei ist, aber da würde sie sich bei mir keine Gedanken machen – Aha. Würden wir ausgewählt, hätten wir das Kamera-Team dann sieben Tage an der Backe: einen Tag in der stressigsten Phase in Deutschland und weitere sechs Tage in den USA – davon auch einen etwas später, wenn man sich “schon eingelebt hat”. Phuh, ziemlich viel Kamera-Präsenz für ne halbe Stunde im TV!

Aber jetzt wollte ich endlich wissen wieviel Kohle es für den ganzen Aufwand gibt, bei soviel Belastung sollte es doch eigentlich ne Menge sein.. “Dafür bekommt ihr 750 €!” war die nüchterne Ansage! Spätestens da war das Gespräch für mich beendet; die Sendungen haben recht hohe Einschaltquoten und wir sollen uns für gerade mal 750 € zum Affen machen (lassen)? Sieben Tage die Kamera vor der Nase, in den unmöglichsten Situationen, für das?

Ohne uns!!

Da berichten wir doch lieber hier im Blog über unser Erfahrungen ;) .. Im Endeffekt war’s auch eine Schnappsidee, denn irgendwie war uns schon klar, dass man sicherlich nicht reich wird dadurch – aber erschreckt hat es uns dann doch! Vor allem, wenn man in den Sendungen öfters hört, dass manche Auswanderer dort sowieso nur ein Budget zwischen 500 und 700 € haben. Mit anderen Worten: ohne die Sendung hätten diese Leute den Schritt erst gar nicht in Angriff genommen.

Trotzdem, irgendwie wäre es schon lustig gewesen ein Dokument und Live-Bilder von uns und unserem Umzug in “ein neues Leben” zu haben – solange es nicht so aussieht:

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