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Finanzkrise

8. November von Thomas | Einsortiert unter Besucher, Freunde.

Wir haben uns im Vorfeld des Umzugs viele Gedanken ums Geld gemacht; San Francisco ist eine der teureren Städte in den USA – alleine die Miete hat sich für uns im Vergleich zu Bonn verdoppelt! Außerdem werden wir vorerst nur mit einem Gehalt auskommen müssen und eventuell geht auch noch Kohle fürs Studieren drauf. Am Ende sind wir dann aber immer zum Schluss gekommen, dass es finanziell klappen sollte. Nur mit einer Sache haben wir nicht gerechnet…

Mit den Banken!

Nein, keine Angst, ich schreibe jetzt nicht von der globalen Finanzkrise, sondern von den Schwierigkeiten denen wir uns in den letzten Tagen gegenüber gestellt sahen. Denn plötzlich ging es uns wie den total unvorbereiteten Auswanderern, die man aus dem Fernsehen kennt – wir hatten kein Geld.

Angefangen hat alles am Dienstag mit der Zusage für unsere neue Wohnung. Eigentlich müssen wir nur noch schnell Kaution und Miete auf Gabriellas Konto überweisen und schon können wir einziehen – haben wir gedacht. Aber mit „Überweisen“ läuft in den USA nicht viel, stattdessen wird stets ein Scheck verlangt. Gut, dachten wir, dass wir am Tag vorher ein Konto bei der Bank of America eröffnet hatten und auch gleich drei Schecks überreicht bekommen hatten. Also nur schnell das Geld vom deutschen Konto aufs neue Konto überweisen…

Versuch #1

Computer eingeschaltet, Browser gestartet, klick aufs „Online-Banking“. Hmm.. Auslandsüberweisung steht da überhaupt nicht drin, wie macht man das?

Also die Service-Nummern raussuchen – es gibt sogar eine fürs Ausland, schön! Aber: das Hotel-Telefon hat die Nummer verweigert. Das Handy (da mittels Roaming über E-Plus) wurde nicht als „aus dem Ausland“ erkannt und die Verbindung mit Hinweis auf die Inlandsnummer unterbrochen. Dann halt eben aus den USA die Inlandsnummer angerufen…

Sie rufen außerhalb der Service-Zeiten an, wir sind Montags bis Freitags von 9:00 bis 18:00 für Sie erreichbar

Dank Zeitverschiebung musste ich also bis 1:00 in der Nacht warten.

Der Wecker weckte mich um 1:00 Nachts, und kurz drauf habe ich mich mit dem Handy aufs Klo geschleppt um Kathrin nicht zu wecken – hat natürlich nicht geklappt. Bei der Nummer hänge erstmal 10 Minuten in der Warteschleife. Danach ein Mann, dem ich meine Lage schildere. Seine Antwort:

Das ist ganz einfach, ich faxe ihnen ein Formular, welches Sie ausfüllen und zurück faxen. Dann dauert es noch ca. fünf Werktage und Sie haben das Geld.

Äh, wie bitte? Fünf Tage? Soviel Zeit habe ich nicht! Wissen Sie nicht wie schnell man in den USA seine Wohnung wieder los ist, wenn man nicht rechtzeitig zahlt? Gibt‘s da nicht noch andere Möglichkeiten?

Naja, sie können sich das Geld auf ihr Kreditkarten-Konto überweisen. Danach gehen Sie zur Bank und sagen, das Geld soll von Ihrer Kreditkarte auf Ihr amerikanisches Konto überwiesen werden. Das kostet allerdings etwas mehr.

Okay, klingt nach einer Lösung. Etwas beruhigter kuschel ich mich wieder ins Bett, die Überweisung auf das Kreditkarten-Konto kann ich auch noch später machen.

Versuch #2

Mittwoch um 9:00 bin ich wieder wach, setze mich an den Rechner und starte die Überweisung. Ich denke mir noch, „das geht sicher schnell, sind ja beide Konten bei der DKB“. Denkste! Ein Text teilt mir nüchtern mit, dass Einzahlungen vor 16:00 noch am nächsten Werktag gebucht werden. Grübel.. Mist, es ist schon 17:00 in Deutschland – also wieder die Service-Nummer anrufen, 10 Minuten Warteschleife und dann..

Och, das kann dauern! Das ist eine ganz normale Überweisung und die läuft daher normal durch unser Buchungssystem. Wenn Sie Glück haben klappt‘s noch am Donnerstag, ansonsten aber bis Freitag 19:00!

Was? Kann ich das irgendwie rückgängig machen, oder beschleunigen?

Nein, das ist jetzt im System drin und wir können nicht eingreifen. Das geschieht alles automatisch!

Und was – bitteschön – braucht dann so lange? Wenn doch eh‘ alles der Computer macht, sollte es nicht länger als 5 Minuten dauern, oder? Und wieso ist das Geld auf dem einen Konto schon abgebucht, wieso passiert das nicht auch erst am Freitag?

<Tüüüüt>

Na toll! Also musste ich Gabriella anrufen und um „Aufschub“ bis Freitag bitten – wie unangenehm sofort bei der ersten Miete um Aufschub zu bitten. Aber okay, Sie ist war nicht begeistert, gewährt und aber Galgenfrist bis Freitag um 14:00!

Versuch #3

Natürlich hatte ich kein Glück, sodass das Geld nicht am Donnerstag kam. Stattdessen landet es am Freitag um 8:32 auf dem Kreditkarten-Konto! 28 Minuten stehe ich als erster Kunde des Tages am Schalter der „Bank of America“ und erzähle dort nochmal die ganze Story. Danach drücke ich ihr die Kreditkarte in die Hand und bitte Sie den Batzen auf das amerikanische Konto zu überweisen. Nach 2 Minuten kommt sie wieder:

Your card has been declined!

Wie jetzt? Ähh.. Aber der Mann am Telefon.. Ihr Blick verrät, dass sie mir nicht ganz glaubt und ich sehe in Gedanken schon ihre Hand unterm Schalter auf eine Warnklingel drücken. Schnell ins Auto und wieder die bekannte DKB-Service-Nummer angerufen. Wieder 10 Minuten Warteschleife – mal schauen was die E-Plus-Rechnung dazu sagt – danach sagt mir eine nette Dame am Telefon:

Bei Ihrer Visa Kreditkarte gibt es ein Tageslimit von 1000 Euro. Sie können nicht mehr abheben, da hat Ihnen mein Kollege leider etwas Falsches gesagt.

Wieso haben Sie denn nicht das Geld von Ihrer EC-Karte abgehoben? Da hätten Sie ein Tageslimit von 2500 Euro.

Aaaaaaaaaaaaaargs!

Ich brauche das Geld aber heute, wir haben bei dem Hotel schon ausgecheckt und wir bekommen die Schlüssel für das Apartment erst, wenn wir das Geld haben. Und zurücküberweisen braucht ja wieder ne halbe Ewigkeit.. Was für eine sch@#&% Bank ist das eigentlich?

[Wildes Geschrei]

Es tut mir wirklich leid, ich leite Sie weiter an unser Service-Center, vielleicht können die weiterhelfen.

Service-Center? Mit was hab ich denn dann grade telefoniert? Äh… Okay..

Ich habe gerade bei Visa nachgefragt, das Limit von 1000 Euro gilt pro Auszahlung. Sie können aber mehrmals nacheinander 1000 Euro abheben.

Versuch #4

Was für eine schwachsinnige Einschränkung, denke ich mir, aber egal; rein in die Bank, der Kassiererin den aktuellen Stand erklärt, mehrere Abbuchungen in Auftrag gegeben. Dann…

Your card has been declined!
Only one transfer of 1200 USD has been accepted.

Wie inkompetent ist denn – bitteschön – die Hotline der DKB? Wie viele Fehlinformationen kann man denn pro Minute raushauen? Mein Puls geht grad echt durch die Decke..

Okay..

Durchatmen und überlegen. Kathrin hat auch eine DKB-Visa-Karte, kann also damit eventuell auch 1000 Euro abheben. Außerdem hab ich noch meine alte Sparkassen-Visa-Karte, macht nochmal 1000 Euro. Mist, reicht immer noch nicht! Hmm.. Und was heißt „Tages-Limit“? Ist damit ein deutscher Tag gemeint, könnte ich also um 16:00 in den USA wieder etwas abheben, weil es dann in Deutschland ein neuer Tag ist? Wir wollten Gabrielle aber schon um 14:00 sehen, das hat nicht hin.

Bitte ruft euch ins Gedächtnis zurück, dass es schon Freitag war, wir aus dem Hotel auch schon ausgecheckt hatten, die Zahlung der Kaution & Miete schon um vier Tage verschoben hatten und es in San Francisco kein Problem ist eine Wohnung an jemand anderen zu geben, wenn man nicht fähig ist zu zahlen. Man kann da getrost von „Verzweiflung“ sprechen!

Versuch #5

Tatsächlich haben wir den Betrag dann „gestückelt“ abgehoben, mit den verschiedenen Karten die wir so hatten – die mussten wir dann teilweise auch überziehen (danke DKB). Fast schon ein Glücksfall war auch, dass Gabriella von sich aus dann noch unser Treffen auf 18:00 verschoben hat. Sprichwörtlich in „allerletzter Sekunde“, nämlich um 17:49 haben wir dann den letzten noch fehlenden Betrag vom ATM abheben können um ihn dann in der Bank einzuzahlen. Ich war nassgeschwitzt!

Okay, inzwischen sind ein paar Tage vergangen und die Konto-Situation hat sich beruhigt – ich allerdings nicht! Das Problem hätten wir wohl komplett umgehen können, hätten wir uns vor dem Umzug Travelers Cheques besorgt, aber wer rechnet denn damit, dass eine Überweisung von Deutschland in die USA tatsächlich 5-6 Werktage braucht? Im Film geht das doch mit dem Schweizer Nummernkonto auch immer in Echtzeit…

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6 Antworten to “Finanzkrise”

  1. Anja und Christian | 9/11/08

    das ist ja grausam!!! Wer denkt auch an so etwas? Aber schön, dass es noch geklappt hat….Liebe Grüße

  2. Pöt | 14/11/08

    Aua, was für ein Durcheinander und Generve. Als hätte man beim Auswandern in die Staaten nichts anderes zu tun.

    Aber die Banken in den Staaten sind eh gnadenlos rückständig mit ihrem Kreditkartenquatsch. Statt endlich mal EC-Karten (“debit cards”) auch zu nutzen. Ist ja nicht so, als hätte die Technik vor den Toren der USA Halt gemacht, aber man denkt das bei so einem Gehampel natürlich schon regelmäßig.

    Alles Gute für euch! Geiler Schritt, nach Kalifornien zu gehen!

  3. Marita und Hermann | 14/11/08

    aber sagt mal, mit was müßt ihr euch denn da im “gelobten Land” rumkriegen.

    Ihr habt Recht, Travlers sind dort und weltweit die unkomplizierteste Zahlungsart. Ist denn neben der Miete auch noch etwas fürs tägliche “Überleben” übrig geblieben? Wir müssen uns doch keine Sorgen machen, oder?

    Spaß beiseite, weiterhin viel Glück und liebe Grüße

  4. Thomas | 18/11/08

    Nein, ihr müsst euch keine Sorgen machen – inzwischen ist ja sogar mein erster Gehalt auf dem Konto eingegangen ;) ..

  5. Carmen | 20/11/08

    Ich lach mich schlapp :-)
    Du Armer….kann mir fein vorstellen wie sehr Du dich aufgeregt hast.
    Aber ist ja dann noch alles gut gegangen!

  6. ToMMics | 21/11/08

    oh mann … typisch DKB und Servicewüste Deutschland. Bei der Sparkasse musste ich mein Konto allerdings auch erst für auslandsüberweisungen freischalten.

    gruss
    Thomas :)

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