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Unser neues Auto

15. December von Thomas | Einsortiert unter Besucher, Freunde.

Wir hängen mit unserem Adventskalender mal wieder einen Tag hinterher – Sorry dafür – aber gestern waren wir einfach viel zu erschöpft, um noch etwas zu schreiben; es stand nämlich mal wieder das Thema Autokauf auf dem Programm. Und jetzt denke ich, dass ein kleiner Bericht über den erfolgreichen Kauf unseres ersten Autos in den USA wohl Vorrang vor “Türchen 14″ hat ;) …

Kathrin hatte ja schon vor einigen Tagen von unserem ersten Anlauf diesbezüglich geschrieben. Eigentlich sollten noch weitere Berichte folgen, aber schnell wurde uns klar, dass wir mit dem Blog-Eintrag-Schreiben gar nicht hinterherkommen, soviel (Ärgerliches) gab es zu berichten! Lange Rede kurzer Sinn, wir haben insgesamt vier volle Tage investiert, um uns stets dieselbe Prozedur anzutuen:

Der Preis-Schock

Nach der Probefahrt geht es in die Negotiation, die erst einmal damit anfängt, dass alle Preise (die direkt am Auto stehen) kompletter Schwachsinn sind und der Händler nochmal locker mindestens 2.000 US$ “Mark-up” draufschlägt. Und wie in den USA üblich enthält dieser Preis dann auch noch keine “Tax + License”, das macht dann auch nochmal so ca. 10% oben drauf.

Ein Beispiel: Nehmen wir an der Autohersteller hat eine Preisempfehlung (MSRP) von 10.000 US$ – und das steht dann auch fett in der Scheibe des Autos, bzw. wird überall so beworben. Naja, meist gibt es dazu dann pseudo-optionale Features die vielleicht so mit 2.000 US$ zu Buche schlagen – das kennt man zwar auch in Deutschland, dort kann man dann aber darauf verzichten, was hier nicht ganz so einfach ist. Nun gut, obendrauf kommt dann noch der erwähnte Mark-Up womit wir schon bei 14.000 US$ sind. Und dann noch die 10% Steuer, und schwupps sind wir bei 15.400 US$, also über 50% mehr als der beworbene Preis. Diese Endsumme steht übrigens nirgendwo und muss explizit erfragt werden.

In diesem Zusammenhang sei euch übrigens die Abkürzung “O.T.D.” ans Herz gelegt. Das steht für “Out the Door” und bezeichnet den Preis inklusive aller Gebühren, Steuern oder anderer versteckter Kosten. Es ist sicherlich sinnvoll Verhandlungen stets auf Basis des O.T.D.-Preises zu führen!

Das Manager-Ritual

Nachdem der Käufer mit den zusätzlichen Kosten in den benötigten Schockzustand gebracht wurde, macht man drei Stunden Folgendes:

  • Man hört sich vom Verkäufer an, dass er echt nicht weiter runtergehen kann, es der Autoindustrie auch eigentlich noch voll super geht und natürlich gerade dieses spezielle Modell – welches man selber haben möchte – der absolute Renner ist und somit die Spielräume gering sind.
  • Wir als Käufer bestehen natürlich immer wieder auf unser preisliches Limit und machen auf all die anderen Händler aufmerksam, die es (meist im Umkreis von 5 Meilen) zuhauf gibt. Stets muss signalisiert werden, dass man gleich aus der Tür raus ist.
  • Der Gang zum “Manager”: Der Verkäufer wird gefühlte 20x zum Manager gehen, der dann bedeutungsschwanger zum Telefonhörer greift (und höchstwahrscheinlich nur die Zeitansage anruft). Das erinnert alles ein wenig an “Deal or no Deal” ;) .. Man sitzt dann 10-20 Minuten alleine rum, bis irgendwann der Verkäufer wieder kommt (oft auch mit dem Manager selber, der dann den selben Text erneut erzählt) und einem ein neues Angebot macht. Dann geht’s wieder ab zum Anfang!

Wenn der Verkäufe nach drei Gängen zum Manager noch immer nichts am Preis machen kann, dann hat man wohl das Minimum erreicht. Und man ist sich entweder einig, oder eben nicht!

Unser neuer Nissan Versa

Okay, nachdem wir uns gestern recht zügig beim Honda-Händler uneinig waren, …

Ich (Kathrin) muss hier mal kurz in Thomas Bericht reinschreiben. Da Thomas’ (auch in den nervenaufreibenden Verhandlungen) immer sehr ruhig und fast schon ausgeglichen ist, ist auch sein Bericht fast gelassen ausgefallen. Ich hingegen bin schon an der Tür auf 180 und bin es irgendwie auch jetzt noch! Uns ist es sehr schwer gefallen nochmal zu dem Honda-Händler zu gehen, der uns vor zwei Wochen ein Auto verkaufen wollte mit einer Finanzierungsrate von über 11%. Aber da uns der Grundpreis zusagte und wir jetzt Cash kaufen wollten, dachten wir das wir in einer guten Position wären, da es ja vorher immer hieß: Jaaaah, wenn ihr cash bezahlen würdet, wäre das jetzt natürlich etwas anderes!

Und gestern spazieren wir in den Lade rein und der Typ sagt: Nein, für uns macht Cash keinen Unterschied. Die Bank verdient ja daran! Häää??? Hallo??? Ich denke schon, dass das ein Unterschied ist, ob ihr die Kohle jetzt oder in zwei Jahren habt und das würde ich auch gerne in der Preisverhandlung berücksichigt sehen!! Aber stattdessen fangen wir nicht beim alten Preis mit den Verhandlungen an, sondern direkt mal 1000 Dollar darüber. Wütend mische ich mich wieder ein und frage, ob sich denn signifikant an dem Auto etwas verbessert hätte in den letzten zwei Wochen? Nein, antwortet der Händler, dämlich grinsend, aber er hätte nicht soviele von diesem Wagentyp, sondern ganz viele Honda Civics – und er holt eine Liste hervor auf der irgendwelche Tabellen stehen. Schön für ihn, wir wollen aber keinen Civic und dieses Rumgefuchtel mit irgendwelchen Listen könne er sich auch sparen, diese Show haben wir jetzt oft genug gesehen und ich weiß nicht wo das hinführen soll.

Freundlich lächelnd betont er wieder, dass er nicht unsere Zeit verschwenden will und uns auch nicht anlügen will. Aber für ein bißchen mehr Geld bekommen wir ein viel besseres Auto, argumentiert er. Genervt antworte ich ihm, dass wir auch nicht lügen, wenn wir ihm unser Limit sagen und das es helfen würde, wenn wir versuchen für das Geld ein Auto zu finden. Thomas, jetzt auch genervt, versucht es ihm in seiner Sprache zu erklären: Wenn ihr mir für 50.000 Dollar einen Porsche anbietet, würde ich auch sagen: Schönes Auto, liegt aber trotzdem über meinen Preislimit. Der Typ grinst nur und mir fallen 1000 Sachen ein, die jetzt gerne tun würde….

Tja, wütend verlassen wir mal wieder den Laden und fahren zum Nissan-Händler neben an. Das Übliche: eine Probefahrt mit einem lustigen kleinen Iraner, der in den 60er Jahren in Deutschland studiert hat. Dann fangen die Verhandlungen an und der Asking-Price liegt einige 1000 Dollar über dem Preis auf dem Schild (s. oben).

Verzweifelt greife ich zu meiner Tasche und sage zu Thomas: Lass uns gehen, ich kann mir das nicht alles nochmal anhören. Ray, der Iraner, bemerkt unseren Unmut und fragt nach unserem Preis. Thomas antwortet ganz freundlich und diplomatisch (wie kann er nur so ruhig bleiben?), nennt ihm unser offizielles Limit und fragt, ob wir über den Gesamtpreis verhandeln können. Oh ja, kein Problem – ich weiß in Deutschland macht ihr das anders, antwortet Ray. Ich fange an etwas Vertrauen zu ihm zu fassen. Sollte er es wirklich ernst (und ehrlich) mit uns meinen?

Im Laufe der Verhandlungen stellt sich heraus, dass hier tatsächlich etwas konstruktiver gearbeitet wird. Zwischendurch zeigt Ray uns grinsend seine Kollektion von Mitarbeiter des Monats-Medallien (ca. 60 Stück), stellt uns seine Familie auf einem Foto vor und schwelgt in Erinnerungen an Deutschland. Er hat nie so ehrliche und tolle Menschen getroffen wie in Deutschland, hier sind alle Betrüger.

Ray, wir wissen genau, was du meinst!

In einer entscheidenden Phase der Verhandlungen, die wir mit seinem Vorgesetzten führen, hat Ray das passende Auto zur Hand und wir werden uns endlich einig!! Und auch wenn es letztendlich zu einem guten Ende geführt hat, so rege ich mich doch wieder tierisch auf, wenn ich diese Zeilen schreiben.

Puh, das musste ich jetzt mal loswerden – nicht das hier noch ein falsches Bild entsteht, wenn Thomas das alles so schreibt…

…haben wir den Nissan Händler auf der anderen Straßenseite besucht – da war es ca. 15:00. Mit unserem neuen Nissan Versa sind wir dann um 19:30 vom Hof gefahren.

Denn das ist das Gute: Man kann den Wagen direkt mitnehmen.

Leider ist heute das Wetter in San Francisco echt miserabel, daher können wir keine schönen Fotos des Autos selber präsentieren :( .. Dafür gibt’s aber ein Foto während der Verhandlungen, ein Foto nach den Verhandlungen (im Versa) und als Bonus ein Foto des schlechtesten Kaffees meines Lebens – den gab es während den Negotiation, was die Stimmung nur zusätzlich aufgeheizt hat!

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9 Antworten to “Unser neues Auto”

  1. Eva | 15/12/08

    Die neue Karre ist da. Hurra!!!!
    Na das hat aber viele Nerven gekostet – selbst beim Lesen.
    Wie viel habt Ihr denn nun eigentlich bezahlt? Und für wie angemessen haltet Ihr das?

  2. ports | 15/12/08

    Wahnsinn! Danke fuer die tolle Geschichte und vor allem fuer Kathrins “auflockernden” Beitrag :) Mein klarer Lieblingssatz “Nachdem der Käufer mit den zusätzlichen Kosten in den benötigten Schockzustand gebracht wurde…” :D

  3. Steffi | 15/12/08

    Hui!!!!! Und ich bin schon von der Wohnungssuche in MS genervt – hier trifft man nämlich auch nur ehrliche Menschen, die einem versichern, dass es an der Straße auch “garantiert nicht laut ist”. Ja, ist klar!

    Aber immerhin: Ihr habt endlich ein Auto!!! Glückwunsch!

  4. Lutz | 17/12/08

    Na Super Karre würd ich mal sagen…. da können wir auf jeden Fall ein paar Sixpacks einladen, wenn ich dann im März vorbeikomme!!! Hoffe Euch Beiden gehts gut dadrüben!
    Meld mich die Tage wieder! herzliche Grüße aus der Kölner Klinik,

    Lutz

  5. Claus | 18/12/08

    Herzlichen Glückwunsch!
    Was mich bei dem Thema mal interessiert: Kann man Google Traffic eigentlich vertrauen? Link zu Google-Maps
    Claus

  6. Thomas | 19/12/08

    Hi Claus! Leider klappt der Link bei mir nicht. Wenn du auf die hohe Verkehrsdichte anspielst, dann ist es tatsächlich so. Die 101, welche San Francisco und das Valley verbindet, ist chronisch überlastet. Wäre kein Stau, würde man die Strecke locker in 30-40 Minuten schaffen, aber normalerweise braucht man eher 75-90 Minuten :( .. Ich persönlich fahre daher über die 280, die zwar länger ist, aber für die ich verlässliche 60 Minuten brauche. Klingt lang, ist aber m.E. gar nicht so schlimm!

  7. Thomas | 19/12/08

    Hi Lutz!!! Tjo, ist das jetzt eine offizielle Anmeldung für März? Dann kannst du ja mit Timo zusammen fliegen ;) .. Auf jeden Fall passen in den Wagen sogar zwei Sixpacks, zumindest, wenn man die Rückbank umklappt ;) .. Dem Spaß steht also nix mehr im Weg!

  8. Eva | 21/12/08

    Wie geil!
    Lutze meldet sich natürlich das erste Mal zum Thema “Auto”. Der ist echt so männlich ;)
    Liebe Grüße hier aus der Kölner Wohnung – auch an Lutz!

  9. Lutz | 28/12/08

    tja so ist das halt mit diesen wahnsinnig männlichen typen… bei motorrad, angeln oder titten wäre ich sicher auch mit <eingestiegen; hab ich was vergessen, ach ja… die guten computer und sonstigen gadgets für die wir fallen…
    männer sind ja so wunderbar einfach…
    somit also ein zweiter gehaltvoller beitrag von meiner seite natürlich auch für die kölner wohnung, und damit meine ich alle dortigen insassen…

    spass beiseite mit märz plane ich ernst zu machen: ich bin bis zum 7.3.09 in vancouver und ein flug von da nach sf wäre nicht besonders weit. ich würde dann das WE und vielleicht noch ein paar tage länger bleiben können…- es liegt also an Euch, ob ihr einen massiv männlichen europäer zeitlich/räumlich/emotional unterbringen könnt… ich würde mich jedenfalls freuen… bis bald!

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