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Timo’s SF Tagebuch – Tag 1 und 2

8. March von Thomas | Einsortiert unter Besucher, Freunde, Gastbeiträge, Trip.

diary-timo

In weniger als einer Stunde holen wir schon Gast Nr. 2 vom Flughafen ab, der erste Gast ist aber noch lange nicht vergessen! Wir haben echt nicht schlecht gestaunt, als Timo uns heute einen ausführlichen Gastbeitrag für den Blog geschickt hat.. Super! So könnten wir uns das auch für die nächsten Besucher vorstellen ;) .. Auf Grund der Länge haben wir uns dazu entschlossen den Beitrag in mehrere Teile aufzuteilen – heute gibt es die ersten beiden Tage…

Samstag 28.02.09

So, habe also die unzweifelhafte Ehre, der erste Deutsche Kurzemigrant in Thomas und Kathrins neuer “Domain” zu sein (…tsehe, ein IT-Wort eingebaut, wie wahnsinnig originell). Und beide haben mir schon im Vorfeld versichert, dass ich es nicht zuletzt diesem Umstand verdanke, dass ich mit besonderer Spannung und Freude erwartet werde.

Vielleicht noch kurz vorweg zur Anreise: Geplant und gebucht war ein Verbindungsflug von San Diego, wo ich mich “geschäftlich” aufhielt (Danke an dieser Stelle meinem Sponsor Sirona, welcher mir den Kongressaufenthalt an diesem Ort finanziell ermöglichte) nach San Francisco. Am Flughafen in San Diego zum einchecken angekommen dann so mal wieder eine Situation von der Sorte: “Das-ist-doch-einfach-nur-überflüssig.” Das automatische Eincheckverfahren per ETIX-Nummer oder/und einscannen des Reisepasses am Automaten: Fehlanzeige. Dann doch einen Schaltermenschen aufgesucht und meine Reisedaten durchgegeben: Fehlanzeige. Und dann haben solche Situationen immer eine ganz besondere Atmosphäre. Einen beschleicht so eine gewisse Ahnung, hier könnte etwas schief laufen. Diese gewisse Ahnung wird dann immer gewisser, je länger der Sachbearbeiter vor Dir wortlos und zunehmend kopfschüttelnd irgend welche Daten für einen selber uneinsehbar in den Computer eingibt um dann geheimnisvoll unter der Ankündigung “One moment please” zum Telefon greift um wahrscheinlich den Chef des Flughafens oder den Präsidenten anzurufen, so ernst wie der Beamte gerade dreinschaut. Dann folgen unverständlich genuschelte Problembeschreibungen mit staccato-artigen “yes“, “hmm” or “no“-Aussagen am Telefon und die mir zugedacht Mitteilung, welche das ungute Gefühl zu Gewissheit werden lässt, dass es keine Reservierung zu diesem Flug auf meinen Namen gibt. Was auch immer da schief gelaufen ist wird mir wahrscheinlich immer ein Rätsel bleiben, da beispielsweise mein Rückflug von S.F. zurück nach Deutschland im System gefunden werden konnte. Innerlich mit der Suche nach dem Schuldigen oder der Fehlerquelle beschäftigt nehme ich dann zähneknirschend die einzig praktikabele Lösung des Problems an, die sich in so einer Situation kurz vor Start des Fluges noch ergibt: Ich muss ein neues Ticket “lösen”, welches ungefähr dreimal so teuer ist, wie das, was ursprünglich für diesen Flug gebucht worden ist. “Egal“, versuch ich meinen Ärger einzudämmen und setzte dem gedanklich trotzig-argumentativ noch hinzu: “So billig kommst Du trotzdem sonst niemals nach S.F.“, da ja die Transatlantikflüge… Naja, siehe oben.

Der Ärger wird dann darüberhinaus mit einer langen Meckermail an die zuständige Reiseagenturabteilung meines Sponsors eingedämmt. Und dann seh ich vor mir auf einmal den Yoji und den Darren von der Reality-TV-Serie Miami Ink, ein Sendeformat, welches Maryam (meine Lebensgefährtin) und ich bis weilen ziemlich regelmäßig verfolgt haben. Für den der nicht kennt: Leute in Miami lassen sich vor laufender Kamera in Tattoo-Laden Miami-Ink ein Tattoo verpassen und erzählen dann immer, welche kindheitstraumatischen Erlebnisse zur Auswahl genau dieses einen besonderen Motivs geführt haben, was dann meist eine Kombination aus verstorbenen Familienangehörigen (hierzu zählen nicht selten Haustiere wie Hunde, Katzen oder Kanarienvögel) mit zusätzlichen inhaltsschwangeren Symbolen der gemeinsamen Vergangenheit, oder eben einfach irgend welche Tantra- oder anderen religiös-okkult angehauchten Zeichen, welche für Mut, Vergessen oder den Weg zu Gott stehen.

Und weil Maryam im Winter letzten Jahres in Miami war und enttäuscht vor dem leeren Miami-Ink Store stand und mir in der verärgerten Situation sowieso alles egal war, habe ich mich entgegen meiner sonstigen Art einfach mal angebiedert um ein Foto mit den beiden Promis abzugreifen, welches ich hiermit zur Schau stellen möchte:

Timo mit Yoji und Darren

Der Flug selber ist dann unter gut und unspektakulär zu verbuchen und ich merke nun auch die zunehmende Euphorie mich gleich mit Kathrin und Thomas zu treffen, welche ich gleich nach meiner Landung anrufe. Vom Flughafen abgeholt zu werden wollte ich eigentlich heroisch ablehnen, weil man ja wirklich keine Umstände machen will, aber nach kurzer Überzeugungsarbeit seitens Thomas am Vortag habe ich mich dann doch sehr über das Angebot gefreut und so konnten wir uns direkt am “baggage claim” treffen. Ich glaube das spontane “Der-erste-Blickkontakt-Begrüßungsdokumentationsfoto”, wie ich noch mit Handgepäck die Rolltreppe hinunterkomme, ist aus blitzladetechnischen Gründen nichts geworden, haben wir dann aber nach herzlicher Begrüßung noch mal am Gepäckband nachgestellt.

Kathrin und Thomas freuen sich offensichtlich sehr, was auch meine Freude potenziert und wir fahren erst mal schön in Richtung Downtown, nehmen ein lecker Frühstück in einer Boulangerie ein und kaufen nach perfekter Vorplanung (Thomas hat das ausgedruckte Rezept in der Hand) u.a. die Zutaten für die abendliche Lasagne ein.

Der wahnsinnig herzliche Empfang setzt sich dann in der Wohnung fort: Hier wartet ala Hotel Jansen ein Betthupferl auf dem Kopfkissen des Gästebettes (und ich habe die Ehre der Erst zu sein, welcher hier nächtigt) und eine eigens dafür fertiggestellte self-made Tafel begrüßt mich mit den Worten “Herzlich Willkommen Timo“. Na, da kriegt man doch schon fast weiche Knie…

Herzlich Willkommen Timo

Die Wohnung gefällt mir gut, die Decken sind hoch und die vielen Fenster lassen ordentlich Licht herein. Preislich bin ich doch ziemlich entsetzt, was man hier für ein solches Schmuckstück an Miete berappen muss: Ich glaube in Köln kriegt man da ein Einfamilienhaus in bester Lage für.

Den angebrochenen Tag setzten Thomas und ich dann zunächst alleine fort, da Kathrin fleißig für ihren TOEFEL-Test lernen möchte. Und so fährt mich Thomas auf den wunderschönen Aussichtspunkt Twin Peaks und erklärt mir aus der Perspektive die Aufteilung von San Francisco. Hier seh ich auch erstmals das Wahrzeichen der Stadt, die Golden Gate Bridge, sowie die Insel Alcatraz in der Ferne, und Thomas erweist sich schon jetzt als hervorragender Fremdenführer. Dann fahren wir durch die Stadt runter nach Crissy Fields zur Küste und spazieren zum Fuß der Golden Gate Bridge parallel zum Marine Drive entlang. Wahnsinnig schöne Aussichten zurück auf die Stadt, nach Alcatraz und vor allem auf die berühmte Brücke.

Das Standardbild ;) ..

Auch vom Lime Point aus, also das jenseits der Stadt gelegene Ende der Golden Gate Bridge, haben wir eine schöne Aussicht auf alles. Dann geht’s schon wieder zurück und die Abendlasagne wird bereitet. Lecker. Meine Energie reicht wegen der letzten kurzen Nacht genau noch für einen Film: Slumdog Millionaire (Sehr empfehlenswert), und dankbar roll ich mich ins Bettchen ein.

Sonntag, 1.3.09

Heute siehts mit dem Wetter echt bescheiden aus: Geschlossene dunkelgraue Wolkendecke, nicht gerade warm und immer wieder Nieselregen. Kurzum: Museumswetter. Hoffe, dass sich das doch bitte bitte schlagartig bis morgen spätestens ändert, weil ich dann eigentlich auf eigene Faust richtig was abreißen will an typischen Sehenswürdigkeiten.

Für heute dagegen können wir und schnell auf eine indoor-Tätigkeit einigen und so geht es in die California Academy of Sciences. Hier wird ein interessantes Potpourri an interessanten Naturwissenschaftlichen Themen populärwissenschaftlich aufgearbeitet und gut in einem angenehmen Umfeld begreiflich dargestellt. Das Ganze ist auch schön Kinderkompatibel, und weil Sonntag ist, es regnet und die Academy so familienfreundlich ist, sind wir natürlich auch nicht die Einzigen, die die komplett neu renovierten Hallen betreten. Man kann sogar behaupten, dass es doch schon ziemlich crowded war. Egal, nicht wirklich sehr einschränkend. Und so schauen wir uns nacheinander zuerst den Aquariumbereich, den Regenwaldbereich, das 3D Käferfilmkino, den Afrikabereich und zum guten Schluß das größte digitale Planetopium der Welt an. Erst genannte Bereiche waren sehr interessant. Der Aquariumbereich zeigte eine nette Ansammlung von kleinsten bis größten Basins mit den urwüchsigsten Unterwasserviechern, etwas unter dem Motto Evolution und biologische Nischen. Der Regenwaldbereich war eine riesige Glaskuppel, in welcher man spiralförmig unter das Kuppeldach wandert und dabei im tropischen Klima an entsprechender Flora und Fauna vorbeigeleitet wird.

Kathrin & Thomas im Regenwald

Für die 3D Käfershow haben wir rein zufällig noch die dafür notwendigen Eintrittskarten einfach direkt vor der Vorstellung von zeitgeplagten Besuchern in die Hand gedrückt bekommen, und daher nicht an der Vorstellung teilnehmen konnten. Sehr schönes 3D Filmchen mit realistischen Effekten.

Mensch sehen wir alle blöd aus!

Der Afrikabereich war dann eher wieder etwas bodenständiger: Bis vielleicht auf den Teil, wo Kinder lernen konnten, auf virtuelle Insekten zu treten, welche zusammen mit allerhand Laub und Tropenboden auf den Fußboden projiziert wurden und per Lasererfassung die Tret-Interaktion zu den Kinderbewegungen technisch ermöglicht wurde. Etwas entschuldigend zu diesem doch etwas brachial anmutenden Tun kann man vielleicht anmerken, dass die eigentliche Aufgabe darin bestand, virtuelles Obst als Köder in kleine Fallgruben zu schubsen, auf dass sich dann die Insekten stürzen und damit gefangen werden konnten. Den Kindern schien es allerdings besser zu gefallen auf alles einzutreten, was sich bewegt.

Das Planetarium war der Hammer und ist alleine schon den Besuch und das Eintrittsgeld wert gewesen. Wer das alte “Cinema 2000″ aus dem Phantasialand noch kennt hat erst einmal einen groben Anhalt, was die Größe der Kuppel angeht, in die sich die Zuschauer auf Tribünenrängen setzen konnten. Dann Erfolgte eine virtuelle Reise von San Francisco bis ans Ende des bekannten Universums und wieder zurück mit Blick einigen wichtigen Stationen, wie den Nebenplaneten unseres Sonnensystems und weiteren Galaxien. Dabei war die Größe der Projektion weit größer als mit dem Gesichtsfeld zu erfassen war, wenn man nicht gerade ein Chamäleon oder eine Gottesanbeterin ist. Das hatte bei allen Bewegungen den Eindruck hervorgerufen, dass man wirklich durch Zeit und Raum fliegt und die dafür typischen Gleichgewichtssensationen hervorgerufen hat, obwohl man die ganze Zeit nur auf einem Kinositz hockt. Da waren Kathrin, Thomas und ich nachher unisono richtig beeindruckt.

Dagegen recht unspektakulär und bei leider kontinuierlich schlechtem Wetter haben wir dann so um 17.00 Uhr die Biege gemacht, noch einen kurzen Zwischenstopp in der Page Street eingelegt und den Abend mit einem wirklich gutem Mahl in einem französischen Restaurant ausklingen lassen.

Um hier im Sinne des Buches: “Ich bin dann mal weg” von Hape Kerkeling noch eine Erkenntnis des Tages einzubringen:

Wir sind nur kleine Insekten auf einer fragilen Insel des Lebens mitten im unfassbar großen Universum.


Mit dieser Erkenntnis hört der heutige Beitrag auf – morgen gibt es dann den Montag!

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1 Antwort to “Timo’s SF Tagebuch – Tag 1 und 2”

  1. Eva | 8/03/09

    Sehr cool! Schnell den nächsten Bericht einstellen. Macht Spaß zu lesen!

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