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Und wieder ein Polizeieinsatz

23. March von Kathrin | Einsortiert unter Gastbeiträge, Trip, Uncategorized.

Hier ein weiterer Bericht von “Papa Kathrin” aus seinem spannenden Urlaub hier bei uns:

Am Donnerstag fuhren Marianne und ich wieder einmal “downtown”. In Höhe des Finanzviertels verließen wir den Bus und schlenderten Richtung Chinatown. Dort schauten wir einige Straßen und Shops an, die wir bei unserem ersten Besuch ausgelassen hatten.

Nachdem wir einige Einkäufe getätigt bzw. ausgelassen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zur Market Street, um mit dem Bus zu Fisherman`s Wharf zu fahren.

Da wir uns mittlerweile mit den vielen Buslinien besser auskennen, suchten wir uns die Linie F aus, die direkt , ohne umsteigen zu müssen, bis Fisherman`s Wharf fährt. Es klappte fantastisch: Nach einer Minute tauchte der erste Bus auf, es war die Linie F. Wir stiegen in den fast leeren Bus ein, kauften Tickets, setzten uns in die erste Reihe und lobten uns selber, dass wir nun so schnell und direkt zum Ziel kommen würden.

Nach 50 Metern stoppte der Bus an der Kreuzung Market Street/ 5th Ave.  wegen einer roten Ampel. Das kann ja mal vorkommen, es wird ja gleich weiter gehen, dachten wir. Wir beobachteten derweil die Leute, die während unserer Rotphase die Straße überquerten, einige Männer und Frauen  trugen Schilder, auf deren Texte wir zunächst nicht achteten.

Doch was war das? Die Busfahrerin schrie: “Oh Gott! Was soll das?!”  Die Passanten, die die Straße überqueren wollten, gingen nicht weiter, sondern verteilten sich auf der Straße und legten sich bäuchlings oder rücklings auf die Straße. Die Busfahrerin holte nun zwei große Holzkeile hervor und legte sie vor die Räder des Busses. Wie alle Fahrgäste mussten auch wir aussteigen. Nichts ging mehr.

Also wandten wir uns dem Geschehen auf der Kreuzung zu: Um die liegenden Teilnehmer der Demonstration liefen andere mit Schildern, auf denen die sofortige Beendigung des Krieges im Irak und in Afghanistan gefordert wurde. Eine Teilnehmerin erklärte mir, dass die Demonstration aus Anlass des sechsten Jahrestages des Irak-Krieges stattfinde.

Als wir uns weiter umschauten, sahen wir an einer gegenüberliegenden Häuserecke schon zwei oder drei Polizeieinheiten aufmarschieren.

Die erste Einheit schaffte Sperrgitter herbei und verhinderte damit den Zugang von uns Zuschauern zur Straße. Inzwischen brausten immer mehr Polizeiwagen mit diesem durchdringenden Sirenengeheul und Blinklichtern heran. Kurz darauf erschien ein Polizeibeamter mit Megaphon, er forderte die “honorabel citizens” auf, die Straße frei zu machen. Die Damen und Herren auf der Straße rührten sich jedoch nicht.  Sodann zogen zwei weitere Einheiten auf. Ich befürchtete schon, dass nun die Kreuzung mit Gewalt geräumt würde. Aber nein, diese Polizisten bildeten einen Kreis um die liegenden Demonstranten, abwechselnd einer mit dem Gesicht den Liegenden zugewandt und einer abgewandt. Andere postierten sich vor den Zuschauern.

Mittlerweile waren auch etliche Kameramänner eingetroffen. Auch ich war mit meiner Kamera aktiv, wurde jedochvon den Profis und den vielen herumstehenden Polizisten bei  “meiner Arbeit” stark behindert, denn dauernd war einer vor mir im Bild. Jetzt fuhren zwei große Limousinen vor: Wichtig erscheinende Zivilisten stiegen aus. Höhere Polizeiführer oder Politiker?

Mittlerweile war eine Demonstrationsteilnehmerin mit ihrem Schild zu uns hinter die Absperrung gekommen. Ich kam ins Gespräch mit ihr. Sie klärte mich sehr freundlich über den Hintergrund ihrer Bewegung auf, dass einige Teilnehmer direkt oder indirekt von den Folgen des Krieges betroffen seien und dass die auf der Straße liegenden Personen sehr wohl wüssten, welche gerichtlichen Folgen ihre Aktion haben würde, entweder eine Geldstrafe oder im Wiederholungsfalle vielleicht sogar eine Gefängnisstrafe.

Auf der Kreuzung betrat nun ein wichtig aussehender Polizeiführer die Szene, er sprach den ersten liegenden Demonstranten an. Offensichtlich forderte er ihn letztmalig zum Aufstehen auf. Als dieser aber immer noch nicht reagierte, hielt der Polizeiführer zwei Finger hoch und winkte zwei Polizisten mit Helmen und vielen Kabelbindern am Gürtel und am Arm herbei. Wir befürchteten nun solche unwürdigen Szenen, wie sie  in Deutschland bei einigen Demonstrationen vorkommen, wo sich blöde in die Kamera grinsende Menschen von zwei Polizisten wegtragen lassen. Hier verlief die Sache jedoch anders: Die zwei Polizisten postierten sich neben dem Betroffenen und sprachen ihn nochmals an. Als der Demonstrant nun jedoch freiwillig aufstehen wollte, es aber nicht schaffte, halfen sie ihm galant. Ohne jegliche Gewaltanwendung wurde er in eine Nebenstraße geleitet, wo man seine Personalien aufnahm.

Zurück zur Kreuzung: Der Polizeiführer winkte wiederum zwei Polizisten herbei und es folgte die selbe Prozedur wie auch bei all den nächsten Demonstranten. Jedes Mal skandierten die Zuschauer: “Thank you!…Thank you!” Alles fand wie gesagt ohne Gewalt oder Widerstand statt. Ein Rollstuhlfahrer hatte inzwischen freiwillig die Kreuzung verlassen.

Nach und nach leerte sich die Kreuzung. Wir dachten, wir könnten nun in unseren Bus zurück. Aber nein, alle aufgestauten Busse wurden nun leer durchgewunken. Also beschlossen wir, auf den nächsten Bus zu warten. Doch in diesem Moment wurde unsere Hoffnung auf eine problemlose Weiterfahrt zunichte gemacht: Ein sehr gut gekleideter älterer Herr mit Aktentasche und Laptop, der vorher auch schon auf der Straße gelegen hatte, schlich sich erneut auf die Kreuzung und legte sich dort erneut hin. Er nahm sein Handy und telefonierte. Kurz darauf kam,wie abgesprochen, ein Übertragungswagen einer Fernsehgesellschaft.

Die Polizei sah ziemlich ratlos zu. Auch wir waren ebenso ratlos und machten uns zu Fuß auf den Weg zum Ferry Building, da ein Ende der Blockade nicht abzusehen war. Auf dem Fußweg dorthin schauten wir uns noch einige Male um, aber die Kreuzung blieb immer noch gesperrt.

Dort erreichten wir eine altertümliche Straßenbahn, die zwar völlig überfüllt war, die uns dennoch zu unserem eigentlichen Ziel brachte, Fisherman`s Wharf…

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2 Antworten to “Und wieder ein Polizeieinsatz”

  1. Eva | 23/03/09

    Weiter! Weiter!!!

  2. Marita | 23/03/09

    new name test

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